...und deine Liebe auch

DEFA 1962, 92 Minuten

Regie: Frank Vogel

Darsteller: Armin Mueller-Stahl (Ullrich Settich), Kati Székely (Eva), Ulrich Thein (Klaus Husemann), Alfonso Arau (Alfredo), Katharina Lind (Margot), Maria Besendahl (Frau Medicke)

Dass Alltag immer auch etwas Politisches hat, zeigt Frank Vogel mit seinem Film »...und deine Liebe auch«. Die Briefträgerin Eva, eine etwas naive junge Frau ist gerade aus Thüringen nach Berlin gekommen. Kurz vor dem Mauerbau lernt sie dort die Stiefbrüder Uli und Klaus kennen. Die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein. Uli ist ein gewissenhafter, charaterfester und verschlossener Typ, der in seiner Arbeit als Elektromonteur in einer Ostberliner Glühlampenfabrik aufgeht. Klaus dagegen träumt vom Westen und einem sorgenfreien Leben. Geldsorgen hat er nicht, denn er ist Taxifahrer in Westberlin. Und beide schwärmen für Eva. Eva hingegen verliebt sich in Klaus, den Schwärmer, Lebemann und Draufgänger. Doch am 13. August 1961 ist Klaus der Weg nach Westberlin versperrt, noch dazu ist sein Bruder Uli jetzt Kampfgruppenangehöriger an der Grenze. Unzufrieden, mit Fluchtplänen im Kopf, muss Klaus eine Stelle als Automechaniker annehmen. Die Geschichte spitzt sich zu, als Klaus durch einen Zufall zu Geld kommt und endgültig beschließt zu fliehen. Eva versucht ihn zurückzuhalten, aber auch der Fakt, dass sie ein Kind von ihm erwartet, kann Klaus nicht umstimmen. Eva ist enttäuscht und sich seiner und ihrer Liebe nicht mehr sicher. Mehr und mehr fühlt sie sich zu Ulli hingezogen. Sie muss sich entscheiden, zumal der Fluchtversuch von Klaus misslingt und er verhaftet wird.

»...und deine Liebe auch« ist der erste DEFA Film, der den Mauerbau thematisiert. Trotz einer gewissen erkennbaren Linientreue, vor allem des Drehbuchautors Paul Wiens, beindruckt der Film vor allem durch das feinfühlige genaue Einfangen der besonderen Athmospäre und Stimmung die im Sommer 1961 in Berlin herrschten. Noch während das Drehbuch geschrieben wurde, beobachtete der Kameramann Günter Ost sensibel und humorvoll das alltägliche Leben auf den Straßen und Plätzen. Die dokumentarischen Aufnahmen, die später kunstvoll in die Handlung eingeflochen wurden und die häufige Improvisation der Schauspieler verleihen dem Film einen besonderen Reiz.

Die sehr warme, menschliche Geschiche von Liebe, Irrwegen und Sehnsüchten wird zur Methapher von Trennungserfahrungen im geteilten Berlin. Die Stadt ist nicht mehr nur der Ort verschärfter Widersprüche der Generationen, auch nicht nur des Ost-West Konflikts, sondern vor allem eine Allegorie des widersprüchlichen Lebens im DDR Sozialismus selbst.

Frank Vogel wurde am 30.12.1929 in Limbach geboren. Von 1949 bis 1951 studierte er Germanistik, Journalismus und Geschichte. Zum Film kam er über die Moskauer Filmschule. Bevor er als Regisseur tätig wurde, arbeitete er als Regieassistent für Konrad Wolf. Seine ersten Filme standen dem damaligen noch jungen Staat sehr postiv gegenüber. Erste Konflikte gab es dann nach dem Film »Denk bloß nicht ich heule«. Das Portrait eines von der Schule geworfenen Achzehnjährigen wurde verboten und erst nach der Wende gezeigt. Neben »...und deine Liebe auch« führte Frank Vogel Regie bei »Der Mann mit dem Objektiv«, »Julia lebt«, »Das siebente Jahr«, »Johannes Kepler« und »Eine Handvoll Hoffnung«. Frank Vogel starb am 16.01.1999.


… und deine Liebe auch
27.11. - 03.12.03

Vortrag: »Die DEFA zwischen Propaganda und Aufbegehren« Claus Löser (Filmpublizist)

Publikumsgespräch mit Kameramann Günter Ost