Der Strass

DEFA 1991, 90 Minuten

Regie: Andreas Höntsch

Darsteller: Thomas Pötsch (Georg), Claudia Meyer (Miss Albena II), Catharina Krautz (Frl. Schneider), Eberhard Mellies (Chef), Sylvia Franke (Miss Albena I)

Nach der Feier seines dreißigsten Geburtstages sieht der Berliner Fotoreporter Georg Bastian in einer Gaststätte Miß Albena, nur mit etwas Strass bekleidet eine Kautschuknummer vorführen. Fasziniert versucht er seinen Chef von der Notwendigkeit einer Reportage über sie zu überzeugen. Er fotografiert sie und stilisiert sie zur Traumfrau und beginnt sich in seinen Träumen zu verlieren. In der Phantasie erlebt er Abenteuer mit ihr, doch sie läßt ihn abblitzen und Georg wird schnell in die Realität zurückgeholt. Die Bitte sie zu einem Gastspiel nach Amsterdam zu begleiten, wird von seinem Chef abgelehnt. Doch er verfolgt sie weiter. Im Zirkus wo er ihr wieder begegnet, sieht er, dass sie einen Mann hat. Später trifft er sie auf der Strasse wieder - es ist November 1989 - sie ist auf dem Weg zur Entbindung. Er will sie fotografieren, kommt aber zu spät. Auf der Strasse wird er von der Wende überrascht.

»Der Strass« entstand in einer Zeit, in der alles möglich schien. Die festen Gesellschaftsstrukturen des Ostens begannen sich aufzulösen und die Filmemacher der DEFA begannen ihre neuen Freiheiten auszuleben. Sie strebten nach unüblicher Stilistik und emanzipieren sich vom Gestus des alten DEFA-Films. In diesen Filmen wurde es sehr laut, sehr still, sehr gefühlsstark, sehr ironisch, sehr grell, sehr böse. Erstaunlich ist auch wie schnell die Filmemacher die neuen gesellschaftlichen änderungen in ihre Filme einbanden. Andreas Höntsch ging es wie vielen Filmemachen. Zu DEFA Zeiten galten sie als Revoluzzer, die man deckeln mußte und kaum war die neue Zeit angebrochen, war das was früher Revolte war, Normalität. Viele der 26 Filme, die in der letzten Zeit der DEFA gedreht wurden, warteten seit Jahren darauf endlich produziert werden zu dürfen. Nun da sie die Erlaubnis hatten, waren viele der Themen aufgrund der politischen Ereignisse schon obsolet geworden. »Der Strass« ist ein interessantes filmisches Zeugnis des Umbruchs.

Andreas Höntsch wurde 1957 in Berlin geboren und studierte an der Hochschule für Film- und Fernsehen Konrad Wolf in Babelsberg. Nach seinem Studium arbeitete er als Regieassistent an der Semperoper und bei verschiedenen Kino- und Fernsehproduktionen bei der DEFA. Er begann 1981 Kurzfilme zu drehen und gewann mit seinem Debütfilm »Der Strass« den Publikumspreis beim Ophuls Festival 1991 in Saarbrücken. Seit 1993 lebt er als Regisseur, Autor und Fotograf in Neu Nantrow in Mecklenburg. Zu seinen weiteren Arbeiten gehören: »Tagebuch für meine Tochter«, »Fressen laß ich mich nicht«, »Die Vergebung«, »Nocturno« und »Baumnarren«.


Der Strass
22.01 - 28.01.04

Vortrag: »Einführung zu Der Strass«, Gabriele Zellmann (Filmjournalistin)

Publikumsgespräch mit Regisseur Andreas Höntsch & Thomas Pötsch