Ostkreuz
Deutschland 1991, 85 Minuten
Regie: Michael. Klier
Darsteller: Laura Tonke (Elfie), Suzanne von Borzody (Mutter), Miroslaw Baka (Darius), Steffan Cammann (Edmund), Henry Marankowski (Henry)
»Ostkreuz« ist eine mitleidlose Großstadtgeschichte im Jahr Null der Wende. Im Zentrum steht Elfie. Sie lebt mit ihrer Mutter in einem Westberliner Containerlager. Drüben war die Mutter Friseurin, jetzt ist sie ohne Arbeit. Die neue Situation ist nicht gerade Elfies Traum vom Westen. Sie sehnt sich nach Geborgenheit und einem Heim. Das Geld für eine Wohnung haben sie nicht. Während sich Elfies Mutter mit ihrer Lage abfindet und in einer Affaire mit dem Kleinunternehmer Henry Geborgenheit sucht, versucht Elfie auszubrechen aus der kalten Randstadtwelt. Sie versucht irgendwie an Geld zu kommen, aber der ehrliche Weg ist zu langsam in diesen Zeiten. Ein junger Ganove, Darius, schleppt sie mit auf seine Streifzüge durch die aufgebrochene und zerstörte Stadtlandschaft. Elfie bewundert ihn mit seinen Kniffen und Tricks, entzieht sich ihm aber, als er versucht, sich ihr zu nähern. Trotzdem hängt sie sich an ihn, so lange sie ihn braucht.
Auf ihren Streifzügen trifft Elfie auf Edmund, der von seinen Eltern bei ihrer Flucht nach Ungarn in Ostberlin zurückgelassen wurde. Zögernd nähern sich die beiden an.
Michael Klier zeichnet das Bild der Jugendlichen knapp und ohne Sentimentalität. Er zeigt ihre Halt- und Orientierungslosigkeit in einer unwirklichen und unwirtlichen Stadt. Ödnis, Gewalt und Lieblosigkeit bestimmen die Bilder. Die Authentizität dieser Lebensläufe zeigt sich insbesondere an der Figur des Edmund. Der Laienschauspieler Stefan Cammann spielt mit der Rolle des Edmund sich selbst. Er wurde von seinen Eltern verlassen, die über Ungarn flüchteten, ihn und seine Schwester zurückließen und sich nie wieder gemeldet haben. Sein Leben ist ein Produkt der politischen und menschlichen Umstände, genau wie das aller Figuren im Film.
Mit seinen Bildern von Berlin kurz nach der Maueröffnung, in einem Zustand, der nicht lange andauerte, wird der Film ein zeitgeschichtliches Dokument.
Michael Klier wurde 1943 in Karlsbad als Sudetendeutscher geboren. Bereits 1947 verschlägt es ihn mit seiner Familie von der nunmehrigen CSSR in die DDR, von wo er 1961 in den Westen flüchtet. Nach seinem Debüt von 1963 mit dem Kurzspielfilm »Probeaufnahmen« wird er Volontair bei Francois Truffaut. Nach seinem Umzug nach Berlin 1969 studierte er Geschichte und Philosophie. Einige Jahre spielte er auch Profi-Fussball. »Ich habe damit auch Geld verdient«, so Klier. Klier drehte in den Sechzigern und Siebzigern Kurzfilme und Filmportraits von Rossellini, Straub, Truffaut und Losey und über die Kameraleute von Godard. Zu seinen weiteren Filmen zählen: »Der Riese«, »Überall ist es besser wo wir nicht sind« und »Heidi M.«. |
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