Gorilla Bathes at Noon
Deutschland 1993, 82 Minuten
Regie: Dusan Makavejev
Darsteller: Svetozar Cvetkovic (Lazutkin), Anita Mancic (Miki Miki/Lenin), Alexandra Rohmig (Mädchen), Petar Bozovic (Trandafil), Andreas Lucius (Polizist), Eva Ras (Miki Mikis Mutter), Alfred Holighaus (Journalist)
Berlin nach dem Mauerfall. Die Zeit auf den Kopf und damit auf die Beine stellen. In den wuchtigen Leninschädel mitten in Berlin werden vier Stahlstifte getrieben, ein Kran hebt den Kopf an, übernimmt die Rolle der Guillotine: Enthauptung. Ein Film über Berlin und über den russischen Major Viktor Borisovitch Lazutkin. Bei seiner Entlassung aus dem Militärkrankenhaus stellt er fest, dass sein Regiment nach Rußland zurückverlegt wurde und ihn zurückgelassen hat. Außerdem hat ihn seine Braut verlassen, und ein anderer wohnt jetzt in seiner Wohnung. So beschließt er in Berlin zu bleiben. Seine ganzen Habseligkeiten sind seine Paradeuniform, ein kleiner Samowar und ein weißes Fahrrad.
Er irrt mit seinem Fahrrad und einer Sowjetflagge durch Berliner Niemandsland. Wegen Landstreicherei kommt er ins Gefängnis, wird in Waffengeschäfte verwickelt, stiehlt einem sibirischen Tiger im Zoo das Fleisch, einem Affen die Bananen, verliebt sich, findet ein Kind. Verhandelt wird der Fall Berlin ebenso wie der Fall von Berlin. Viktor Borisovich, der Held des Films, ist ein aus der Zeit Gefallener, ein Zeitenloser, dessen Vater einst die Fahne auf den zerstörten Reichstag setzte und der nun selbst seine Fahne über dem zum Abriss freigegebenen und mit Farbbeuteln beworfenen Lenindenkmal in Berlin hißt. »Gorilla Bathes at Noon« von Dusan Makavejev ist einer der absonderlichsten, absurdesten und deshalb schönsten Berlinfilme. Eine kleine Phantasiemaschine, die dem Moloch der Stadt das Herz zerreißt.
Dusan Makavejev wurde 1932 in Belgrad geboren, wo er Philosophie und Film studierte. Er war Filmkritiker von 1956 bis 1964. Danach begann er Filme zu drehen. »Neben Gorilla bathes at noon« führte er Regie bei »Manifesto« und »Coca-Cola Kid«.
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