Eins, zwei, drei

USA 1961, 108 Minuten

Regie: Billy Wilder

Darsteller: James Cagney (MacNamara), Horst Buchholz (Otto Ludwig Piffl), Liselotte Pulver (Ingeborg), Pamela Tiffin (Scarlett Hazeltine), Arlene Francis (Phyllis MacNamara), Howard St. John (Hazeltine), Hanns Lothar (Schlemmer)

Beschleunigung mit jeder Minute, angetrieben von den Stakkatosätzen MacNamaras, Leiter der Coca Cola Filiale in Westberlin. MacNamara will unbedingt Karriere machen. Doch um dieses Ziel zu erreichen muss er es schaffen, das im Westen so beliebte Gesöff hinter den Eisernen Vorhang zu exportieren. Unterstützt wird er von seiner charmant aufreizenden Sekretärin Ingeborg und einem Team aus angelernten Demokraten, denen das Aufspringen-Absätzezusammenschlagen-und-Salutieren noch nicht ganz auszutreiben ist. Mitten in den schwierigen Verhandlungen mit der russischen Besatzungsmacht, die tausend prozentig kommunistisch, aber eigentlich doch ein bißchen korrupt ist, flattert MacNamara die Nachricht ins Haus, dass das Töchterchen des Konzernchefs auf ihrer Europareise einen Zwischenstopp in Berlin machen wird und er sich um sie kümmern soll. Ein schwieriges Unterfangen, denn die naive, lebenslustige Scarlett ist hinter Männern her. Alle Mühe von MacNamara und seiner Frau, Scarlett zu bändigen sind umsonst. Denn just an dem Tag als Konzernchef Hazeltine ankündigt seine Tochter höchstselbst abzuholen, findet MacNamara heraus, dass Scarlett jede Nacht in den Osten der Stadt ausgebüxt ist und sich dort ausgerechnet in Otto, einen strammen Jungkommunisten, verliebt hat. Nun gilt es schnellstmöglich - und zwar »Eins, zwei, drei« diese Verbindung wieder aufzulösen und Otto zu entsorgen. Doch Scarlett trägt schon einen Hochzeitsring, hergestellt aus dem Stahl von Gewehren aus Stalingrad und will mit Otto nach Moskau durchbrennen. Zu allem übel ist sie auch noch schwanger. Nun bleibt MacNamara nichts anderes mehr übrig als Otto vor Ankunft des Konzernchefs in einem atemberaubenden Tempo in einen Vorzeigekapitalisten umzukrempeln.

»Eins, zwei, drei« wurde schon während der Dreharbeiten von der Realität eingeholt. über den Mauerbau, der Wilder während des Filmens überraschte, sagt er: »Der 13. August 1961 war ein schöner Sommertag. Wir hatten die Tage zuvor am Brandenburger Tor gedreht und dabei, entsprechend dem Drehbuch, Ballons mit der Aufschrift »Russki go home« aufsteigen lassen. Was wir dann dort an jenem 13. August erlebten, hielten wir für einen bösen Scherz.« Um den Film fertig zu stellen, mußte der untere Teil des Brandenburger Tores für 200.000 US-Dollar in den Münchener Bavaria Studios nachgebaut werden. Auch nach der Fertigstellung hatte Wilder nicht viel Erfolg mit dem Film. über den Humor und die gekonnte Darstellung politischer Absurditäten im Kalten Krieg konnte damals niemand lachen. Nach der Uraufführung im Dezember 1961 schrieb die »Berliner Zeitung« empört: »Was uns das Herz zerreißt, das findet Billy Wilder komisch.« Seinen verdienten Erfolg feierte »Eins, zwei, drei« dann Mitte der 80er Jahre. Schnell zum Kultfilm erklärt, lief der Film allein im Berliner Kino Delphi ein Jahr lang vor ausverkauftem Haus.

Wer den Namen Billy Wilder in Zusammenhang mit Berlin hört, denkt natürlich zunächst an »Eins, zwei, drei«. Aber Wilder ist auf viel engere Weise mit Berlin verbunden. Der aus Galizien stammende Regisseur kam über Wien nach Berlin, wo er sieben Jahre lang als freier Journalist arbeitete und als Ghostwriter an zahlreichen Drehbüchern mitwirkte. 1933 mußte Wilder Deutschland verlassen und ging nach Hollywood zu Paramount, wo er seine größten Erfolge feierte. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen: »Eine auswärtige Affäre«, »Der Major und das Mädchen« oder »Double Indemnity«.


Eins, zwei, drei
20.11.03 - 26.11.03

Begrüßung von Professor Dr. Hartmut Häußermann (Prof. für Stadt- und Regionalsoziologie, Humboldt Universität Berlin)

Vortrag: »Die Deutschen und keine Komödien im kalten Krieg«, Rolf Aurich

Nach dem Film laden wir zum Ost-West-Buffet und zur Vernissage der Ausstellung »Berlin Frollein« von Kirsten Kiesow